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Als Kinder sind wir fasziniert und überwältigt von den Eindrücken, die die Welt an uns heranträgt. Alles ist neu und spannend und so herrlich unernst – alles ist Spiel. Im Erwachsenenalter holen uns die Launen des Alltags gerne ein und die Leichtigkeit des Seins flieht oftmals dahin. Etwas wehmütig schauen wir dann auf die Tage unserer Kindheit zurück und erinnern uns gerne an den geliebten Teddybären, das Schaukelpferd und die Puppenstube, die uns so vergnügliche Stunden bereitet und unsere kindliche Einfalt erfreut haben. Da kann es nicht verwundern, dass so mancher gestandene Mann im Dachkämmerlein seines Hauses die alte Eisenbahn wiederentdeckt, Spielzeugindianer und Cowboys „in den Kampf“ schickt oder beim Basteln von Auto- und Schiffsmodellen die Welt die Welt sein lässt.

Spielzeugmuseum Peenemünde

Darüber kann man erwachsen schmunzeln, doch werden wir dadurch an die simple Tatsache erinnert, dass dem Menschen eines angeboren ist: die Liebe zum Spiel. Und Friedrich Schiller hatte vollkommen Recht, wenn er sagt, dass der Mensch nur da Mensch ist, wo er spielt. Denn beim Spiel verschmelzen Realität und Fantasie zu einer einzigartigen Mischung, die das Leben farbenfroher, reicher, kurzum lebenswerter macht.

Spielzeuge alle Art haben dabei den Menschen seit jeher begleitet. Schon die Kinder der Frühzeit erschlossen sich ihre Umwelt, indem sie Murmeln aneinander stießen, Holzkreisel drehten oder die Strohpuppe in den Arm nahmen. Heute ist dies nicht anders: die Fabelwesen, Miniaturautomobile und Plüschbären, die unsere Stuben bevölkern, sind Lehrer und Erzieher im Miniaturformat. Und auch wenn die gestalterischen „Segnungen“ der modern-technisierten Plastik- und Neonwelt viel Liebenswürdigkeit und Charme aus den Kinderzimmern genommen haben, so hat das Spielzeug als Spiegel der jeweiligen Gesellschaft seine Faszination doch nie eingebüßt und ist ein Begleiter der Menschen oftmals bis ins hohe Alter geblieben.

Diese Bindegliedfunktion des Spielzeugs zur eigenen Vergangenheit und seine enorme Bedeutung für die Bewahrung der persönlichen Geschichte war es, die mich schon frühzeitig mit der Idee konfrontiert hat, ein Denkmal für die Kinderwelt in Form einer Ausstellung zu kreieren, die in die Historie entführt, die uns alle in gewisser Weise gleichermaßen geprägt hat. Altbekannte, liebgewonnene Weggefährten wiederentdecken, sich erinnern, träumen, lachen und auch weinen – das war für mich der Schlüssel, um persönliche Geschichte erlebbar zu machen, ohne zu ermüden und Wertvolles für die Zukunft zu bewahren.

Spielzeugmuseum Peenemünde

Die praktische Umsetzung dieser Vision sollte alsbald Gestalt annehmen. Bereits vor dem Mauerfall lernte ich den bekannten Thüringer Bildhauer und Spielzeugsammler Herbert König aus Suhl kennen, der schon damals über einen gewaltigen Fundus an Spielzeug aus den letzten drei Jahrhunderten verfügte. Unsere Wege sollten sich in den folgenden Jahren noch das eine ums andere Mal kreuzen, und über die Zeit verdichtete sich die Idee, mein geschäftliches Know-how und seine thematische Sachkunde und Künstlerhand für die Errichtung eines Spielzeugmuseums nutzbar zu machen.

Seit Anfang der 1990er Jahre auf der Insel Usedom tätig, bot der „Geburtsort der Raumfahrt“, Peenemünde, sehr gute Voraussetzungen für mich, die Spielzeug- und Märchenwelten zu etablieren. Wer diesen Ort ganz im Norden der Insel besucht, wird die technisch-militaristische Atmosphäre wahrnehmen, die NS-Heeresversuchsanstalten und NVA hinterlassen haben. Man taucht hier unweigerlich in Zeitgeschichte ein, wofür die hiesige Museumslandschaft zusätzlich ihren Beitrag leistet. Doch gerade dieser einseitig-graue Esprit war es, der die Schaffung eines erfrischend farbigen Pendants, das Groß und Klein gleichermaßen anzieht und erfreut, nahezu herausgefordert hat.

Und so kam es, dass seit dem 13. Mai 2005 unzählige Teddybären, Indianer, Puppen- und Tierfiguren, Eisenbahnen, bunte Spielzeugautos und altes Blechspielzeug ihren Beitrag dazu leisten, diese geschichtsträchtige Umgebung ein klein wenig zu erhellen. Ganz bewusst haben Herbert und ich dabei großen Wert auf die künstlerische Darstellung der Exponate gelegt, denn uns erschien aus der Erfahrung heraus nichts langweiliger, als staubig-trockene Museumskorridore zu durchwandern, zu denen der Beschauer keinen inneren Bezug aufbauen kann. Die in kleinen, bunten Szenen zur Anschauung gebrachten Ausstellungsstücke sollen zum Erinnern und Schmunzeln anregen, statt Spezialitätensammlern in chronologischer Korrektheit vollständige Konglomerate zu präsentieren. Doch auch dieser wird ganz sicher nicht enttäuscht werden.

Spielzeugmuseum Peenemünde

Nun war uns von vornherein bewusst, dass bei aller Unbekümmertheit und Naivität, die den kindlichen Spielwelten immanent ist und die wir so schätzen, eines nicht vergessen werden darf: dass diese auch immer zur Einschärfung staatstragender Ideologien genutzt, vielfach auch missbraucht wurden. An keinem anderen Ort als in Peenemünde, auf dessen Boden zum einen technologische Raumfahrt-Revolution zum Wohle der Menschheit gedieh, aber auch Waffen von zerstörerischer Kraft entwickelt wurden, kann diese Janusköpfigkeit, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts deutlich zu Tage trat, besser veranschaulicht werden. Mit Bedacht, angemessener Zurückhaltung und dem Ziel der Aufklärung haben wir deshalb über Militärdioramen und zeitentsprechendes Kriegsspielzeug Mahnmale implementiert, um dem Betrachter in einem auf Umfänglichkeit angelegten Museum auch die ernsteren Seiten der Thematik, der man nur auf diese Weise gerecht werden kann, nicht vorzuenthalten. Nichts desto trotz kann und darf es Anliegen eines Spielzeugmuseums immer nur sein, Herzen von kleinen und großen „Kindern“ höher schlagen zu lassen und ein Erlebnis zu bereiten, das so schnell nicht vergessen wird.

Und wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, darf ich ohne Übertreibung behaupten, dass uns dies gelungen ist. Zumindest sprechen unzählige begeisterte Kommentare von Besuchern, die sich in unserem Gästebuch verewigt haben, für sich. Dass gerade auch Gäste aus der ehemaligen DDR im Spielzeugmuseum Peenemünde Altbekanntes wiederentdecken, freut uns dabei umso mehr. Denn deutsche Spielzeuggeschichte wäre mehr als lückenhaft, wollte man das Vorurteil für bare Münze nehmen, Kindheit und Jugend in der DDR seien mangels ausreichender Spielmöglichkeiten von grauester Tristesse geprägt gewesen, ein Unsinn, dem man schnell die überragende Vielfalt an schönstem Holz-, Masse- und Blechspielzeug sowie charmanten, unvergessenen Kultfiguren, wie sie bei uns zu bestaunen ist, entgegenhalten kann. Auch in der DDR gab es – wie überall – glücklich spielende Kinder, und wir möchten mit allem Nachdruck dazu beitragen, dass dies erkannt wird und gleichzeitig nicht in Vergessenheit gerät.

Spielzeugmuseum Peenemünde

In jedem Fall möchten wir uns für die zahlreiche positive Gästebuch-Resonanz bedanken, die für uns immer eine besonders zuverlässige Beurteilungsgrundlage unserer Arbeit darstellt. Herzlich bedanken möchten wir uns ebenso für manch kritische Anmerkung, die uns über die Zeit ereilt und dazu beigetragen hat, die Ausstellung noch sehenswerter zu machen. Wenn sich das eine oder andere „Highlight“ noch nicht unter Pittiplatsch, Sandmann und Co. gemischt hat, dann ist dies der Unerschöpflichkeit der Thematik geschuldet, die uns regelmäßig vor Augen geführt wird.

Doch zwei Sammlerherzen mit ganz unterschiedlichen Präferenzen werden dadurch nicht entmutigt, sondern angefeuert, um Jahr für Jahr erfrischende Anschauungsobjekte zu präsentieren, eine Motivation, die wir in der Vergangenheit bereits über zahlreiche Sonderausstellungen wie „Zeitgeist: Produkt und Werbung in der DDR“ oder „Weltraumspielzeug“ in die Tat umsetzen konnten und dies in Zukunft durch Neuanschaffungen und Neugestaltungen tun werden. Ob uns dies auch weiterhin gelingt, möchten wir Ihrer Einschätzung überlassen...

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Ihr Erhard Diller
 

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Spielzeuge alle Art haben dabei den Menschen seit jeher begleitet. Schon die Kinder der Frühzeit erschlossen sich ihre Umwelt, indem sie Murmeln aneinander stießen, Holzkreisel drehten oder die Strohpuppe in den Arm nahmen. Heute ist dies nicht anders: die Fabelwesen, Miniaturautomobile und Plüschbären, die unsere Stuben bevölkern, sind Lehrer und Erzieher im Miniaturformat. Und auch wenn die gestalterischen „Segnungen“ der modern-technisierten Plastik- und Neonwelt viel Liebenswürdigkeit und Charme aus den Kinderzimmern genommen haben, so hat das Spielzeug als Spiegel der jeweiligen Gesellschaft seine Faszination doch nie eingebüßt und ist ein Begleiter der Menschen oftmals bis ins hohe Alter geblieben.